Das Transfergespräch
Abschlussprüfung bestanden! Und jetzt? Wie gelingt die Umsetzung des Gelernten im Tagesgeschäft? Wo können die neuen Qualifikationen genutzt werden? Nun ist ein Transfergespräch angesagt. Damit die Weiterbildung Früchte trägt, auch für das Unternehmen!
Ohne Einsatz, kein Preis: Das haben Sie während Ihres Studiums erfahren. Nachher aber gilt: ohne Anwendung, kein Nutzen. Genau darum geht es in einem Transfergespräch. Ihre Vorgesetzten sollten das neu Erlernte erfahren, nutzvoll einsetzen und honorieren. Sonst wird – Prof. Dr. Norbert Thom lakonisch bemerkt – aus der Zusatzqualifikation Fortbildung. Indem die Leute tatsächlich fortgehen [1] ?
Gesucht: Herausforderung
Zahlreich sind sie, die frisch diplomierten Marketingplanerinnen, Logistikfachmänner oder Wirtschaftsinformatikerinnen, welche nach bestandener Prüfung einen neuen Arbeitsvertrag unterzeichnen. Nicht immer war der Wechsel geplant. Oft liegt es daran, dass bei der herkömmlichen Firma die «Weiterführung», fehlt. Oft genug mangelt es am Gespräch.
Erwartung wie Motivation nach einer Ausbildung sind gross. Man hat viel investiert, ist bereit für Neues, vergleicht sich mit anderen: Kolleginnen, die eine neue Stelle avisieren, ein interessantes Angebot erhalten, zum Sprung auf der Karriereleiter ansetzen. Für sie erweist sich das Erlernte als beförderungs- und lohnwirksam.
Bleibt das Erfolgserlebnis ohne Resonanz, folgt der Frust. Man findet sich am selben Schreibtisch wieder, in der gleichen Position, mit bekannter Aussicht. Aus dem Unerfüllten wird die Kündigung; ohne dass sich im Betrieb Nachhaltiges ändert. Es sei, man erkennt den Wert einer laufenden Mitarbeiterförderung. Das Transfergespräch leistet hierzu gute Dienste.
Was zu einem solchen Know-how-Austausch gehört, zeigen die nachstehenden Checklisten.
Checkliste für Vorgesetzte
Das Angebot für ein Transfergespräch sollte prinzipiell nach jeder Weiterbildung bestehen, also auch bei Kursen zu Teamplaying oder Konfliktfähigkeit. Gut vorbereitet und klar strukturiert, schaffen die Gespräche Verbindlichkeit und Vertrauen.
Vereinbaren Sie den Termin für das Transfergespräch bereits vor der Weiterbildung. Dauer: 30 bis 40 Minuten, Zeitpunkt: ein bis zwei Wochen nach Beendigung des Lehrgangs.
Diskussionspunkte des Transfergesprächs [2]:
- Wie beurteilt die Mitarbeiterin die Weiterbildung?
- Was hat sie gelernt?
- Ist das Gelernte auch für andere nützlich? Wie können wir als Team davon profitieren?
- Was will die Mitarbeiterin in die Praxis umsetzen: Pläne, Ziele, Ausblick?
- Kann sie Unterstützung von mir als Führungskraft brauchen? Wie kann ich ihr behilflich sein?
- Sieht sie Hindernisse und Schwierigkeiten beim Umsetzen des Gelernten? Was können wir dagegen unternehmen? Signalisieren Sie Interesse und Anerkennung und bieten Sie Unterstützung an. Seien Sie offen für Änderungsvorschläge. Die Mitarbeiterin hat nicht nur Lernerwartungen an sich selbst, sondern Verbesserung hinsichtlich Strukturen, Abläufe, Zusammenarbeit ausgemacht. Diese aufzugreifen, zeichnet eine lernende Organisation (mit flexiblen Führungskräfte) aus.
Checkliste für Mitarbeitende
Das Transfergespräch zwischen Ihnen und Ihrer Vorgesetzten sollte generell nach jeder Weiterbildung stattfinden. Fragen Sie danach, wenn es Ihnen nicht ohnehin angeboten wird. Vereinbaren Sie den Termin frühzeitig, vor der Übergabe des Zertifikats- bzw. der nächsten Lohnrunde.
Inhalt des Transfergesprächs:
Sie informieren die Vorgesetzten über Ihre Erwartungen, Erfahrungen und Erkenntnisse.
- Sie berichten Ihren Vorgesetzten, wie Sie neue Kompetenzen in die Praxis umsetzen wollen. Wenn Sie sich im Verlauf des Kurses etwas Konkretes vorgenommen haben (Ziele, Realisierungspläne), legen Sie dies – im Sinne eines Vorschlags – dar.
- Bringen Sie vor, was Sie warum verändern wollen! Es betrifft Sie selbst, Ihre Arbeit, Ihr Verhalten.
- Illustrieren Sie Wünsche zu Abläufen, Aufgabenzuteilung, Zusammenarbeit an nachvollziehbaren Beispielen.
- Ihre Vorgesetzten werden Ihnen evtl. Unterstützung anbieten. Überlegen, Sie sich bereits vorher, wo Sie diese brauchen können.
- Wenn Ihnen kein Support angeboten wird, nehmen Sie Ihren ganzen Mut zusammen und bitten Sie darum (möglichst direkt: Bereich, Umfang, Zeitdauer).
Effekt
Spätestens jetzt haben Sie gemerkt, dass der Begriff «Transfer» – bekannt aus dem Geldtransport, Reiseverkehr oder Sport – im Beruf weniger spektakulär daher kommt, dafür mit mehr Nachdruck! Der Austausch beinhaltet Wissen und Erfahrungen, verwendbar als
1. Reporting hinsichtlich des gewählten Bildungswegs
2. Controlling der getätigten Investitionen
3. Basis für zukünftige Regelungen.
Bei einem Sabbatical oder Auslandaufenthalt liefert die «Bilanz» exzellente Reiseberichte (und ersetzt manche Ferienlektüre). CEO´s erfahren aus erster Hand, was Mitarbeitende auf dem Kilimandscharo, in Port of Spain oder im Burgund erlebt haben. Ausserdem können sie darlegen, was sie in der Zwischenzeit alles erreicht haben. Vielleicht in Gedanken ihre eigene Auszeit vorbereiten ?
Hinweis: Falls Ihnen Unterstützung angeboten wird, nehmen Sie diese an. Wenn nicht, erkundigen Sie sich nach Schützenhilfe!
[1] Zeitschrift Context. Nr. 19/2001
[2] vgl. «Frauenförderung konkret. Handbuch zur Weiterbildung im Betrieb», Verlag vdf, 1997. Erhältlich bei der Fachstelle für Gleichberechtigungsfragen des Kantons Zürich.